Was ist Persönlichkeitsentwicklung?

Persönlichkeitsentwicklung ist ein Label, aber was steckt dahinter? Heute versteht man unter Persönlichkeitsentwicklung eher Selbstmanagement oder auch Selbstoptimierung, Selbstverbesserung. Und verbessern kann man wirklich alles. Sei es jetzt Gesundheit, Spiritualität, Mindset, Kommunikation…

Ich finde ja oft die Herkunft von Begriffen spannend. Persönlichkeitsentwicklung wird aus zwei Begriffen zusammengesetzt. Einerseits handelt es sich hier um das Wort Persönlichkeit und andererseits um das Wort Entwicklung.

Das Wort Entwicklung bedeutet, es wird etwas (in unserem Fall die Persönlichkeit) aus einer Verwicklung herausgewickelt. Demzufolge ist die Persönlichkeit schon da, nur nicht offen, sondern in etwas eingewickelt.

Was aber bedeutet Persönlichkeit. Dieses Wort stammt ab vom Wort Person, welches wiederum entlehnt wurde vom lateinischen persona für Maske oder auch Rolle in einem Theaterstück. Im Mittelalter meinte man mit Persönlichkeit dann schon den in sich gefestigten Menschen. Dieses Verständnis gilt bis heute.

Dieses Bild, das die Persönlichkeit schon da ist und nicht erst gemacht werden muss, gefällt mir. Demzufolge muss sie nur aus etwas ausgewickelt werden, damit sie sichtbar wird. Denn viele verstehen unter Persönlichkeitsentwicklung im Grunde Selbstoptimierung im Sinne von Anpassung an die Erfordernisse des Marktes. Während es in meinem Verständnis – und im Wortsinn – um die Entfaltung der Persönlichkeit geht.

Bleiben wir für diesen Blogbeitrag aber bei dem geläufigeren Begriff der Persönlichkeitsentwicklung. Diese hat drei Seiten, die zu beachten sind.

 

Die drei Seiten der Persönlichkeitsentwicklung

• Selbstkenntnis
• Selbstaktzeptanz
• Selbstveränderung

Die Selbstkenntnis ist ein erster Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung. In erster Linie geht es darum sich selbst gut zu kennen. Was sind meine Stärken, was mache ich gerne. Womit kann ich die Welt bereichern? Aber auch: Wo scheitere ich immer wieder, was kann ich nicht gut, was macht mir Mühe? Mich vertraut machen mit mir selbst. Meinen Gefühlen, Gedanken, meinem Körper. Wie soll Persönlichkeitsentwicklung auch anders möglich sein. Natürlich muss ich mich selbst gut kennen.

Die Selbstaktzeptanz ist entscheidend. Ein ganz wichtiger Punkt in der Persönlichkeitsentwicklung. Das ist hinlänglich bekannt. Und auch logisch. Denn, wenn du irgendeinen Anteil von dir ablehnst, ihn bekämpfst, dann bist du mit dir selbst im Konflikt. Das führt zu Stress und bringt nichts. Du bist jetzt gut so wie du bist. Denn erst wenn du dich mit all deinen Anteilen annimmst, kannst du dich ändern. Paradox, aber wahr.

Die Selbstveränderung, das ist meist der Teil der Persönlichkeitsentwicklung, der im Vordergrund steht. Ich will nicht so sein. Ich will erfolgreicher, mutiger, souveräner, eloquenter, schöner, schlanker (füge hier ein, was für dich passt 😊) sein. Das ist verständlich, Persönlichkeitsentwicklung funktioniert aber leider nicht auf diese Art und Weise. Erst wenn du alle deine Anteile annimmst, kannst du etwas ändern.

Warum das so ist, dafür gibt es etliche Theorien. Möglicherweise kennst du die Theorie der Schatten von Carl Gustav Jung. Er war ein Schüler Siegmund Freuds, hat sich aber von ihm abgewandt und später seine eigene Therapieschule aufgebaut. Sie nennt sich die Analytische Psychologie. Im Grunde sind die Erkenntnisse aus allen Psychotherapieschulen für die Persönlichkeitsentwicklung wahre Fundgruben. Im Grunde geht es in der Beratung und in der Therapie ja um Persönlichkeitsentwicklung. Wobei in der Therapie auch die Krankheitswertigkeit eine Rolle spielt.

Jung: Man wird nicht erleuchtet, wenn man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern indem man sich die Dunkelheit bewusst macht. Das Gold ist im Dunkeln.

Nach Jung ist der Schatten die Person, die du lieber nicht wärst. Die du nicht sehen willst. Mit der du nichts zu tun haben willst. Aber: Was Du nicht in Besitz nimmst, besitzt dich. Was du abwehrst, das bleibt bestehen.

Die ersten Jahrzehnte unseres Lebens, versuchen wir die Aspekte der Persönlichkeit, die von wichtigen Bezugspersonen abgelehnt werden, zu verdrängen. Diese Teile von uns werden zu unseren Schatten. Den Rest unseres Lebens verbringen wir damit, sie hervorzuholen. Wir entwickeln sie. Wir entfalten sie. Ganz im Sinne meines Verständnisses von Persönlichkeitsentwicklung.

Du kennst das möglicherweise selbst. Wir kommen immer wieder in Situationen, die uns auffordern unser ganzes Sein anzunehmen. Wir ziehen Menschen an, die verdrängte und vergessene Aspekte in uns widerspiegeln. Wir übertragen unser unbewusstes Verhalten auf andere Menschen. So scheint es, als würden diese Qualitäten tatsächlich in den anderen Menschen existieren. Jedes Wort, jedes Ereignis, jede Person, die noch eine emotionale Ladung für dich hat muss aufgespürt, konfrontiert, ersetzt und umarmt werden. So funktioniert Persönlichkeitsentwicklung. An dieser Stelle darf ich Dir einen Blogbeitrag zum Thema Konflikte lösen empfehlen. Er passt gut zum Thema der Persönlichkeitsentwicklung.